Josef Franz Braunecker

Handelsangestellter. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1914    † 1943

 

Lebenslauf

Josef Franz Braunecker wurde am 16.4.1914 in Wolfstal (Niederösterreich) geboren. Er arbeitete als Handelsangestellter. Ende 1937 trat er der KPÖ bei. Er arbeitete als Verkäufer im Kaufhaus Bauer in Hainburg. Dort war er nach 1938 Bezirksobmann der deutschen Arbeitsfront.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Am 22. 4. 1942 wurde Josef Franz Braunecker verhaftet und am 24. 2. 1943 zum Tode verurteilt. Am 14.7.1943 wurde er im Landesgericht I in Wien hingerichtet.

Aus dem Urteil

„Der Angeklagte hat sich ganz bewusst in die Organisation der Hainburger KPÖ eingegliedert und für die 3½ Jahre hindurch Mitgliedsbeiträge bezahlt. Er hat sich darüber hinaus durch Werbungsversuche für den weiteren Aufbau der illegalen Bewegung eingesetzt und ist, nachdem er einige Zeit das Amt eines Zellenkassierers ausgeübt hatte, von dem Hainburger Funktionär Michael Daxbeck für das Amt eines Hauptzellenleiters ausersehen worden.“

Vom Stiefvater an Josef Braunecker, Hainburg, am 3.5.1942 (Auszug)

"Lieber Peperl! Die besten Grüße sendet dir dein Vater und gebe dir bekannt, dass Mutter bis jetzt nicht zurückgekehrt ist. Was ist da eigentlich los, denn Peperl, die viele Arbeit und überall allein, jetzt bin ich schon der Verzweiflung nahe. Mein Vertreter sagt mir, es gibt nur Gesuche einschicken in die Reichskanzlei, aber [der] Vertreter kann es nicht, weil Mutter alles eingestanden hat, sie war seit dem Jahre 1938 laufendes Mitglied, wie sie von Kittsee nachhause kam hat sie alles nachgezahlt. Das ist gar nicht zum glauben, stell dir vor, da hat mich deine Mutter sehr falsch behandelt, denn wenn man hier nachstudiert, kann das nicht im Muttergehirn entsprungen sein, das ist nicht wahr und ich glaube es nicht, ich werde darauf kommen, denn unsere Mutter sitzt bestimmt für einen anderen, denn die opfert sich für einen..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 1, Seite 134. Wiener Stern Verlag 2016

Josef Braunecker, wahrscheinlich an die Mutter seiner Braut Elly, Kremenz, 1.6.1942 (Auszug)

"...Liebe Mutter, wie Sie wissen, hat uns durch meine Mutter sehr ein hartes Schicksal getroffen. Es war als Soldat meine Pflicht, die Wahrheit zu schildern und den Dank meiner Mutter [Franziska Mayer] zu schulden, dass ihr geholfen wird, weil sie durch mich ihr Brot verlor und in den Kerker gekommen ist. Habe im Zivilleben einen großen Fehler gemacht, dass ich mich durch so eine Verbrecherbande irreführen hab lassen. Liebe Mutter, ich bin als Soldat ein ganz anderer Mensch geworden, bin gehängt an meinem Dienst mit Liebe und Freude, wie an meiner Mutter, hatte nicht mehr gedacht, dass ich einmal Fehler gemacht habe..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 1, Seite 110. Wiener Stern Verlag 2016

Mahnmal am Hainburger Friedhof

Sein Name steht auf dem Mahnmal am Hainburger Friedhof.

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Lisl Rizy, Willi Weinert: "Mein Kopf wird euch auch nicht retten" (Band 1), Stern-Verlag, Wien
  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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